Zum Hauptinhalt springen

Lungenfibrose-Entstehung: Neue Erkenntnisse

Ein Münchner Wissenschaftlerteam ist den genauen Entstehungsmechanismen der idiopathischen pulmonalen Fibrose (IPF) einen Schritt näher gekommen: Sie konnten zeigen, dass bei IPF vermehrt sogenannte extrazelluläre Vesikel auftreten, die ein Signalmolekül zu den Lungenzellen tragen, das für den Krankheitsverlauf wahrscheinlich eine wichtige Rolle spielt. Kommende Studien sollen zeigen, ob sich die Vesikel als Biomarker oder auch für eine Behandlungsansatz eignen. Die Studie wurde im renommierten Wissenschaftsmagazin 'American journal of respiratory and critical care medicine' veröffentlicht.

Die idiopathische pulmonale Fibrose (IPF) ist eine besondere Form der Lungenfibrose, die sich nicht auf eine bestimmte Ursache zurückführen lässt. Bis heute ist die Lungenkrankheit nicht heilbar, und es bestehen nur eingeschränkte Therapiemöglichkeiten, die das Fortschreiten zwar verlangsamen, aber nicht dauerhaft aufhalten können. Auch die genauen Mechanismen der Krankheitsentstehung sind bis heute nicht bekannt. Deshalb wird weiterhin intensiv an der Aufklärung geforscht.

Ein Ansatz, der seit einigen Jahren verfolgt wird, zielt auf die Beeinflussung des sogenannten WNT-Signalwegs ab. Bekannt ist bereits, dass das Signalmolekül WNT-5A dafür verantwortlich ist, die Vermehrung der Bindegewebszellen in der Lunge anzuregen. In der aktuellen Studie fanden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nun heraus, dass sogenannte extrazelluläre Vesikel höchstwahrscheinlich ebenso am Krankheitsverlauf der IPF beteiligt sind.

Vereinfacht gesagt handelt es sich bei Vesikeln um kleine Bläschen, die von Zellen freigesetzt werden und eine Vielzahl an Botenstoffen beinhalten können. Sie sind ein wichtiges Kommunikationsmittel zwischen verschiedenen Zellen und Organen und können dazu beitragen, dass Stoffe an andere Wirkungsorte im Körper gelangen. Ob und wie extrazelluläre Vesikel bei idiopathischer Lungenfibrose eine Rolle spielen, war bislang unklar.

Weniger Vesikel, weniger Vernarbung

Jetzt konnte das Forschungsteam zeigen, dass bei Betroffenen mit IPF vermehrt extrazelluläre Vesikel auftreten und diese wiederum WNT-5A transportieren. Auch im Versuchsmodell konnten sie die Ergebnisse bestätigen. Weitere Untersuchungen in Zellkultur ergaben, dass die für Lungenfibrose typische Vernarbung des Gewebes zurückgeht, wenn weniger Vesikel vorhanden sind. Die Forschenden wollen deshalb in kommenden präklinischen Studien prüfen, ob sich die extrazellulären Vesikel als Biomarker oder auch für einen möglichen Behandlungsansatz eignen.

Quelle:

Helmholtz Zentrum München: Mechanismus der Fibroseentstehung aufgedeckt. Pressemeldung vom 8.8.2018

Martin-Medina, A. et al.: Increased Extracellular Vesicles Mediate WNT-5A Signaling in Idiopathic Pulmonary Fibrosis. American journal of respiratory and critical care medicine 2018. DOI: 10.1164/rccm.201708-1580OC