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Immunzellen im Blut weisen auf Lungenfibrose hin

Der Anteil an sogenannten myeloiden Suppressorzellen, kurz MDSC, ist im Blut von Lungenfibrose-Patienten höher als bei Gesunden. Das fand ein Team des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL) heraus. Die Autoren hoffen, dass die Krankheit durch diesen neuen Biomarker einfacher erkannt und frühzeitiger behandelt werden kann.

Unter dem Begriff Lungenfibrose wird eine Vielzahl verschiedener Krankheitsbilder zusammengefasst. Diese haben gemeinsam, dass sie mit einer vermehrten Bildung von Bindegewebe in der Lunge einhergehen. Diese Fibrosierung des zarten Lungengerüsts beeinträchtigt die Sauerstoffaufnahme, verringert die Dehnbarkeit der Lunge und führt so zu einer Verschlechterung der Lungenfunktion. Patienten mit  fibrotischen Lungenerkrankungen zeigen daher Symptome wie Atemnot oder Reizhusten. Dieser Prozess ist nach aktuellem Stand nicht umkehrbar, daher suchen Wissenschaftler nach Biomarkern, anhand derer man die Krankheit in einem frühen Stadium erkennen kann.

In der aktuellen Studie fanden Münchner Forscher nun heraus, dass der Anteil an sogenannten myeloiden Suppressorzellen (MDSC) im Blut so ein Biomarker sein könnte. Dazu untersuchten die Wissenschaftler Blutproben von insgesamt 170 Studienteilnehmern - darunter 69 Patienten mit einer idiopathischen Lungenfibrose (IPF) - hinsichtlich der Zusammensetzung verschiedener Zelltypen. Diese verglichen sie mit den jeweiligen Lungenfunktionswerten. Dabei fiel auf, dass bei IPF-Patienten der Anteil an MDSC im Vergleich zu gesunden Probanden deutlich erhöht war. Gleichzeitig beobachteten sie, dass die Lungenfunktion von Patienten umso schlechter war, je mehr MDSC in einer Probe nachgewiesen werden konnten. In Kontrollgruppen aus Patienten mit chronischer obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) oder anderen interstitiellen Lungenerkrankungen ergab sich dieser Zusammenhang hingegen nicht. Die Autoren schließen daraus, dass die Anzahl der MDSC den Krankheitsverlauf einer IPF widerspiegelt.

Um einen Hinweis zu erhalten, ob die Zellen selbst Ursache für die verschlechterte Lungenfunktion sein könnten, untersuchten die Forscher in den Proben die Aktivität von Genen, die typischerweise von Immunzellen verwendet werden. Dabei zeigte sich, dass diese Gene umso seltener abgelesen wurden, je mehr MDSC in der Probe waren. Das deute darauf hin, dass MDSC das Immunsystem bei seiner Arbeit behindern, so die Wissenschaftler.

Ein Blick in das Lungengewebe von IPF-Patienten unterstützte diese Vermutung: Dort beobachteten die Forscher, dass MDSC vor allem an bindegewebsreichen, vernarbten Stellen zu finden sind - also in Regionen, wo die Krankheit besonders ausgeprägt ist. Künftig will das Team untersuchen, ob das Vorhandensein von MDSC als Biomarker in der Klinik dienen kann, um festzustellen, ob eine IPF vorliegt und wie ausgeprägt sie bereits ist.

Quelle:
Fernandez, I. et al.: Peripheral blood myeloid-derived suppressor cells reflect disease status in idiopathic pulmonary fibrosis. In: European Respiratory Journal, 2016, DOI: 10.1183/13993003.01826-2015