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Coronavirus: Infos für Menschen mit Lungenkrankheiten

Viele Menschen mit chronischen Lungenerkrankungen machen sich momentan Gedanken, ob sie aufgrund des neuartigen Coronavirus besondere Maßnahmen ergreifen sollten. Die Europäische Lungenstiftung ELF hat Fragen von Betroffenen gesammelt. James Chalmers, Vorsitzender der Gruppe für Atemwegsinfektionen der European Respiratory Society (ERS) hat die Fragen beantwortet.

Eine freie Übersetzung der Fragen und seiner Antworten finden Sie im Folgenden. 

Ich habe Bronchiektasen. Ist mein Risiko, an COVID-19 zu erkranken, erhöht gegenüber Menschen ohne Bronchiektasen?
Chalmers: Nein – Jede und Jeder kann sich mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 infizieren. Bei Patienten mit Lungenerkrankungen ist es jedoch wahrscheinlicher, dass sie Symptome der Infektion zeigen oder eine schwerere Infektion haben als Andere.

Bislang haben die meisten Menschen, die COVID-19 bekommen, nur eine leichte Viruserkrankung. Einige entwickeln aber auch schwerere Symptome oder sogar Lungenentzündung.

Wir wissen auch noch nicht, ob Patienten mit Bronchiektasen im Rahmen einer COVID-19-Erkankung eher eine Atemwegsinfektion bekommen, aber es ist wahrscheinlich, da dies bei anderen Virusinfektionen wie der Grippe der Fall ist.

Ich habe eine Lungentransplantation gehabt. Haben Sie spezielle Ratschläge für mich?
Chalmers: Möglicherweise haben Ihre behandelnden Transplantations-Ärzte bereits einen Plan mit Verhaltenstipps erstellt. Wenn ja, sollten Sie deren Rat befolgen.

Wenn Sie Symptome entwickeln, die auf eine Virusinfektion hindeuten, und Sie in den letzten 40 Tagen in ein betroffenes Land gereist sind, wäre es im Allgemeinen ratsam, sich zu Hause zu isolieren und Ihr Transplantationsteam vor Ort um Rat zu fragen.

Sterben Menschen mit einer Atemwegserkrankung häufiger an COVID-19 als Menschen ohne eine Vorerkrankung der Lunge?
Chalmers: Bisher waren ein höheres Alter und das Vorhandensein von Grunderkrankungen – einschließlich Lungenerkrankungen – Risikofaktoren für einen schwereren Verlauf bis hin zum Tod. Dennoch ist es wichtig zu betonen, dass bislang die meisten Patienten, selbst diejenigen mit einer zugrundeliegenden Atemwegserkrankung, leichte Infektionen hatten und sich vollständig erholt haben.

Gibt es bestimmte zusätzliche Maßnahmen, die ich als Asthma-Patient ergreifen kann, um mich vor dem neuartigen Coronavirus zu schützen?
Chalmers: Es gibt Dinge, die Jede und Jeder tun sollte, um sein Ansteckungsrisiko zu begrenzen. Für Menschen mit Asthma oder einer anderen Lungenerkrankung sind diese natürlich besonders wichtig.

  • Berühren Sie Mund, Nase oder Augen nicht mit ungewaschenen Händen.
  • Vermeiden Sie den Kontakt mit erkrankten Menschen
  • Waschen Sie Ihre Hände gründlich, nachdem Sie möglicherweise kontaminierte Oberflächen berührt haben.

Ich habe COPD, sollte ich eine Atemschutzmaske tragen, um mich vor dem neuartigen Coronavirus zu schützen?
Chalmers: Für die Allgemeinbevölkerung wird das Tragen einer Maske nur empfohlen, wenn Sie Symptome wie Husten oder Fieber haben oder wenn Sie jemanden mit diesen Symptomen pflegen.

Bei bereits bestehenden chronischen Atemwegserkrankungen wird das Tragen einer Maske nicht empfohlen, da dies das Atmen erschweren kann. Wenn Sie eine Lungenerkrankung haben und sich Sorgen machen, an COVID-19 zu erkranken, besprechen Sie dies bitte mit Ihrem behandelnden Arzt/ Ärztin.

Atemwegsmasken sind zudem gerade in vielen Regionen vergriffen. Um einem Mangel an Masken vorzubeugen, ist es wichtig, diese nur bei Bedarf zu tragen. Wenn Sie eine Maske tragen, ist es zudem wichtig, sie richtig zu verwenden und zu entsorgen. Die Weltgesundheitsorganisation hat dazu Informationen (in Englisch).

Mein Kind hat Asthma. Soll ich es noch in die Schule lassen?
Chalmers: Wenn ein Risiko für die Sicherheit Ihres Kindes oder Ihrer Kinder besteht, wird Ihre örtliche Behörde Sie und die örtlichen Schulen informieren. Sie sollten sicherstellen, dass Ihr Kind die von seinem Arzt empfohlenen Medikamente einnimmt, um eine bestmögliche Asthma-Behandlung zu gewährleisten.

Gibt es etwas, das ich als Mukoviszidose-Patient nicht tun sollte?
Chalmers: Bitte befolgen Sie den Ratschlag Ihrer behandelnden Ärzte und die lokalen Vorgaben auf COVID-19. In Gebieten, in denen es derzeit nur wenige Fälle von COVID-19 gibt, was den größten Teil Europas ausmacht, sind keine anderen als die oben beschriebenen spezifischen Maßnahmen erforderlich.

Was unternehmen europäische Organisationen gegen die aktuelle Situation?
Chalmers: Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten konzentriert sich darauf, das Virus einzudämmen, indem Verdachtsfälle so früh wie möglich identifiziert und getestet werden. Außerdem sollen die Auswirkungen der Krankheit bestmöglich begrenzt werden, indem Menschen zu Präventionsmaßnahmen wie regelmäßiges Händewachen angehalten werden und sichergestellt wird, dass medizinische und öffentliche Einrichtungen bestmöglich vorbereitet sind.

Das ERS und PERPARE (Platform for European Preparedness Against (Re-)emerging Epidemics) haben sich zusammengetan, um eine Reihe von Webinaren über COVID-19 zu veranstalten, die Sie sich hier ansehen können. (In Englisch) 

Weiterführende Informationen
Informationen des Lungeninformationsdienstes zum neuartigen Coronavirus (SARS-CoV-2/COVID-19)


Quelle:

European Lung Foundation: Covid-19 – Your questions answered by a respiratory expert. Meldung vom 4.3.2020