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Alterungsprozess als Therapieansatz bei COPD?

Ein englisches Forscherteam versucht Alterungsprozesse zu unterbinden, die es als Ursache für die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) ausgemacht hat. Im Fachmagazin ‚Scientific Reports‘ berichten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über erste Erfolge an Zellen, in denen sie ein beteiligtes Molekül ausgeschaltet hatten.

Husten, Bronchitis und Atembeschwerden sind typische Anzeichen einer COPD. Welche Mechanismen aber letztlich zur Erkrankung führen, dazu gibt es mehrere Erklärungsmodelle. Auch ein beschleunigter Alterungsprozess könnte bei der Entstehung der COPD eine Rolle spielen.

Ein Argument hierfür stammt aus Untersuchungen über sogenannte Sirtuine. Das sind Eiweißstoffe, die in niederen Lebewesen die natürliche Lebensdauer regulieren. Manche Sirtuine wie SIRT1 und SIRT6 gelten den Autoren der hier vorgestellten Studie zufolge stark vereinfacht gesagt als Anti-Ageing-Stoffe. In der Lunge von Menschen mit COPD kommen sie allerdings seltener vor, weshalb bei diesen Patienten die Lunge schneller altere, so die Forscher. Ursachen dafür seien vermutlich Entzündungsprozesse und oxidativer Stress etwa durch Zigarettenrauch, was zu einer Minderung der Sirtuine führe.

In der aktuellen Studie konnten die Autoren nun zeigen, dass SIRT1 und SIRT6 erhalten bleiben, wenn man das Molekül miR-34a ausschaltet, das bei oxidativem Stress produziert wird. Der Begriff miR steht für microRNA: wie der Name sagt, sind das kleine Ribonukleinsäuren, die in der Lage sind, die Produktion von anderen Molekülen, wie hier SIRT, zu unterbinden. Durch eine gezielte Hemmung von miR-34a konnten die Wissenschaftler die Sirtuine wieder herstellen und die Alterung in Atemwegszellen von COPD-Patientinnen und Patienten zurück auf ein gewisses Normalniveau bewegen. Entsprechende Stoffe, die miR-34a hemmen, bestünden bereits und müssten entsprechend für COPD umgewidmet werden, so das Autorenteam.

Da die betreffenden Moleküle nicht nur bei COPD sondern auch bei weiteren Krankheiten eine Rolle spielen, hoffen die Autoren zudem auf einen Therapierfolg über die Lungenerkrankung hinaus – auch und gerade in einer alternden Gesellschaft. Studien mit Patienten wurden in diesem Zusammenhang bisher aber noch nicht durchgeführt.

Da andere Publikationen die Hemmung von miR-34a allerdings auch mit der Entstehung von Krebserkrankungen in Verbindung bringen, ist zu vermuten, dass noch zahlreiche Arbeiten zu leisten sind, um eine sichere Anwendung zu garantieren.

Quellen: Baker, J.R. et al.: Oxidative stress dependent microRNA-34a activation via PI3Kα reduces the expression of sirtuin-1 and sirtuin-6 in epithelial cells. In: Scientific Reports, 2016, doi: 10.1038/srep35871 Imperial College London: Targeting an anti-ageing pathway could reduce impact of major lung condition. Pressemitteilung vom 30. November 2016