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Risiko für schweren COVID-19-Verlauf bei chronischen Lungenkrankheiten

Gerade für Menschen mit chronischen Erkrankungen der Lunge und der Atemwege stellt sich angesichts der Coronavirus-Pandemie immer die Frage nach dem eigenen Risiko für einen schweren Verlauf. Um der Verunsicherung von Patientinnen und Patienten, aber auch von behandelnden Ärzten entgegenzuwirken, haben führende Fachgesellschaften eine aktualisierte Stellungnahme zum Thema veröffentlicht.

Sie ist ein Update der im April erschienenen Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP) und des Bundesverbands der Pneumologen, Schlaf- und Beatmungsmediziner e.V. (BdP) und soll helfen, die Risikoabschätzung bei unterschiedlichen chronischen Krankheiten – insbesondere der Atmungsorgane – zu erleichtern. Anhand von 13 konkreten Fällen und Fragen wird der aktuelle Wissenstand darüber zusammengefasst, wie Vorerkrankungen das Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf beeinflussen und welche Schutzmaßnahmen notwendig sind.

Nicht jede chronische Atemwegserkrankung erhöht Risiko

Bereits im Frühjahr zeichnete sich ab, dass Senioren, Männer, Menschen mit Diabetes oder mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf tragen. Auch bestimmte Lungenerkrankungen wie COPD, Lungenkrebs, fortgeschrittene interstitielle Lungenerkrankungen wie Lungenfibrose oder eine Lungentransplantation erhöhen das Risiko.

Nach aktuellem Wissen trifft dies jedoch nicht auf jede Atemwegskrankheit zu. So könne laut DGP-Experten zum Beispiel für Menschen mit Asthma weitgehend Entwarnung gegeben werden. In bisherigen Studien habe sich Asthma nicht als eigenständiger Risikofaktor für einen schweren COVID-19-Verlauf erwiesen. Allerdings könnte die medikamentöse Behandlung Einfluss nehmen. So gäbe es Hinweise darauf, dass eine hoch dosierte Cortison-Therapie das Risiko für einen schweren Verlauf erhöhen kann. Laut DGP könnte man hier über eine Umstellung der Behandlung auf Biologika nachdenken. Niedrig- oder mittelhochdosierte Cortison-Sprays, wie sie die große Mehrheit aller Menschen mit Asthma einnimmt, seien dagegen unbedenklich.

Ähnliche Empfehlungen gelten auch für die Therapie von chronischen Erkrankungen wie der Sarkoidose oder bestimmten anderen interstitiellen Lungenerkrankungen. Therapien, die sich auf das Immunsystem auswirken, sollten in jedem Fall mit der niedrigsten noch wirksamen Dosis fortgeführt werden.

Lungenkrankheit allein oft nicht der wichtigste Risikofaktor

Auch wenn die Datenlage immer besser wird, betont die DGP, dass die Risikoabschätzung für die verschiedenen Lungenerkrankungen weiter kompliziert bleibt. Denn oft spielt die Lungenkrankheit selbst nicht die wichtigste Rolle. Andere Risikofaktoren wie das Alter oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen können allein schon das Risiko für einen schweren Verlauf deutlich erhöhen. Auch das Stadium der Erkrankung oder der Allgemeinzustand der Patientinnen und Patienten haben einen Einfluss.

Quellen:

Lommatzsch M et al.: Risikoabschätzung bei Patienten mit chronischen Atemwegsund Lungenerkrankungen im Rahmen der SARS-CoV-2-Pandemie. In: Pneumologie, online publiziert am 26.11.2020 

Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP): DGP legt aktualisierte Stellungnahme zur Risikoabschätzung vor. Pressemeldung vom 26.11.2020