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Kurzzeittherapie in Europa wenig sinnvoll

Die Kurzzeitbehandlung von Tuberkulose-(TBC-)Patienten ist in Europa nur in Ausnahmefällen erfolgversprechend. Zu diesem Ergebnis kommen Vertreterinnen des Forschungszentrums Borstel in ihren Studien. Der Grund: Antibiotika-resistente TBC-Bakterienstämme haben sich in Europa besonders stark ausgebreitet.

Die klassische Behandlung der Tuberkulose dauert mindestens 20 Monate, sie ist damit teuer und zudem nebenwirkungsreich. Daher hatte die Weltgesundheitsorganisation im Mai 2016 die Empfehlung herausgegeben, dass auch die kürzere Behandlung mit einer bestimmten Kombinationstherapie ausreichen könne. Voraussetzung dafür sei aber, dass die Bakterien in dem betreffenden Land auch gegen alle Medikamente der Behandlung empfindlich sein müssen.

Dies ist gerade in Europa nicht gegeben, da sich hier besonders resistente TBC-Bakterienstämme entwickelt haben, so die aktuelle Studie. Demnach kommen in Europa nur weniger als zehn Prozent der Patienten für die Kurzzeitbehandlung in Frage, da die Bakterien bereits gegen mindestens eines der Medikamente resistent sind.

Die Wissenschaftler warnen daher vor der Behandlung, da sie zur Entwicklung weiterer Resistenzen führen könne. Vielmehr halten sie fest, dass eine individuelle Behandlung sehr viel erfolgversprechender sei. Daher arbeiten sie intensiv an Therapieformen,  mit der sie die notwendige Dauer der Behandlung individuell festlegen können.


Quellen:
Deutsches Zentrum für Infektionsforschung: Schlechte Voraussetzungen für eine Kurzzeittherapie der multiresistenten Tuberkulose in Europa. – Presseinformation vom 06. Oktober 2016

Lange C. et al.: Limited benefit of the new shorter MDR-TB regimen in Europe. Am J Respir Crit Care Med 29 Sept 2016. DOI: 10.1164/rccm.201606-1097LE