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Atemwegsinfekte bei Kindern – Laborbefunde kritisch interpretieren

Das Bakterium Mycoplasma pneumoniae gilt in einkommensstarken Ländern als einer der häufigsten Verursacher von Atemwegsinfektionen bei Kindern. Als Hinweis auf eine bakterielle Infektion wird der Erreger mittels Laborbefund diagnostiziert. Niederländische Wissenschaftler fanden nun heraus, dass der Erreger auch dann nachgewiesen werden kann, wenn keine Infektion vorliegt.

Zwischen 2008 und 2011 untersuchten die Forscher die Daten von 726 Kindern im Alter zwischen drei Monaten und 16 Jahren. Als Erregernachweis dienten die PCR-Untersuchung, bei der keimspezifische DNA aus Proben des oberen Atmungstraktes analysiert werden, sowie der serologische Antikörpernachweis. 405 Kinder wiesen keine Krankheitssymptome auf. Bei 321 Kindern konnten klinische Zeichen für eine Atemwegsinfektion ermittelt werden.

Die Wissenschaftler konnten mit den derzeit üblichen diagnostischen Methoden hinsichtlich der Häufigkeit von M. pneumoniae keine Unterschiede zwischen beiden Gruppen ermitteln (21.2 Prozent im Vergleich zu 16.2 Prozent). Ein positiver Nachweis von M. pneumoniae ist demnach nicht unbedingt ein Hinweis auf eine Atemwegsinfektion und sollte vom behandelnden Arzt vorsichtig interpretiert werden. Zudem fanden die Forscher in beiden Gruppen eine hohe Anzahl weiterer bakterieller und viraler krankheitsauslösender Erreger, was sich vermutlich auf den Schweregrad der Erkrankung auswirkt.

Das Ziel weiterer Untersuchungen sollte darin bestehen, die Treffsicherheit der aktuellen Diagnostik zu verbessern, lautet das Fazit der Wissenschaftler.


Quellen:

Spuesens, EBM et al.: Carriage of Mycoplasma pneumoniae in the Upper Respiratory Tract of Symptomatic and Asymptomatic Children: An Observational Study. PLoS Med 10(5): e1001444. doi:10.1371/journal.pmed.1001444

Starostzik, C.: M. pneumoniae. Die trügerische Diagnostik. In: ÄrzteZeitung online 13.06.2013