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Transportsystem für Spenderlungen erfolgreich getestet

Das Organ Care System (OCS), ein mobiles Gerät zum Transport von Spenderorganen, ist auch für den Transport von Spenderlungen geeignet. Dies haben Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule Hannover nun in einer Pilotstudie mit zwölf transplantierten Männern und Frauen nachgewiesen. Die Studie wurde jetzt in der renommierten Fachzeitschrift Lancet veröffentlicht. Ursprünglich war das Produkt für Spender-Herzen entwickelt worden.

 

Die Patienten hatten Spenderlungen erhalten, die zuvor im OCS aufbewahrt und deren Funktionen zum Teil verbessert worden waren. „Kein Patient starb an einer Primären Graft-Dysfunktion und alle Patienten wurden nach der Transplantation aus dem Krankenhaus entlassen“, erläutert Prof. Haverich, Leiter der Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH).

In dem Organ Care System (OCS) werden Spenderorgane körperwarm transportiert, von Spenderblut durchflossen und mit Nährstoffen versorgt. Im Falle der Lunge wird diese ventiliert, was sie größer und wieder kleiner macht, als atme sie noch. Dabei haben die Mediziner bis zu 24 Stunden Zeit, um die Lungenfunktion zu beurteilen und zu verbessern: Sie können beispielsweise Tumore entdecken und Schleim absaugen. „So erreicht das Organ den Empfänger in einem deutlich besseren Zustand als bei der bisher üblichen kalten Lagerung“, so Haverich.

An die Pilotstudie schließen die Wissenschaftler nun eine internationale Untersuchung an, die von drei großen Forschungsverbünden, darunter dem Deutschen Zentrum für Lungenforschung, unterstützt wird. Insgesamt sollen daran 264 Patienten teilnehmen: Die Hälfte von ihnen bekommt Lungen, die im OCS konserviert werden, der Rest erhält auf Eis gelagerte Spenderorgane. Bisher findet der Transport bei vier Grad Celsius statt und räumt nur bis zu zehn Stunden Zeit ein. Dabei verschlechtert sich das Organ aufgrund fehlender Blut- und Nährstoffversorgung kontinuierlich, so dass es bei bis zu 30 Prozent der Patienten zur sogenannten Primären Graft-Dysfunktion kommt, bei der die Lunge schlechter funktioniert und die auch zum Tode führen kann. Mit dem OCS lässt sich dies möglicherweise verhindern, so der Erstautor der Studie, Privatdozent Dr. Gregor Warnecke, leitender Transplantationschirurg in Haverichs Klinik.

Möglicherweise könnte das OCS auch unabhängig von Transplantationen Patienten mit Lungenleiden helfen, hoffen die Wissenschaftler. Denkbar wäre etwa, Lungen außerhalb des Körpers per zu bestrahlen und mit sehr hoch dosierten Zytostatika zu behandeln, um sie im Anschluss wieder zu implantieren. Vorversuche mit Schweineorganen hätten bereits stattgefunden. Erste Heilversuche bei Krebspatienten, denen anders nicht mehr geholfen werden kann, könnten schon in ein bis zwei Jahren starten.

Quellen:
Medizinische Hochschule Hannover: Organ Care System für die Lunge erfolgreich – Pressemitteilung vom 10.10.2012

Warnecke, G. et al.: Normothermic perfusion of donor lungs for preservation and assessment with the Organ Care System Lung before bilateral transplantation: a pilot study of 12 patients. In: The Lancet Early Online Publication, 10 October 2012. doi:10.1016/S0140-6736(12)61344-0