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Wirkstoff fällt durch, neuer Ansatz mit Probiotika?

Ein Zusatznutzen des Wirkstoffs Selexipag gegenüber einer zweckmäßigen Vergleichstherapie bei Lungenhochdruck ist laut dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) nicht gegeben. Dies läge an der Unbrauchbarkeit der Daten, die der Hersteller für eine Nutzenbewertung zur Verfügung gestellt habe. Dagegen soll ein neuer Therapieansatz mit Laktobazillen künftig in klinischen Studien getestet werden.

Die pulmonal-arterielle Hypertonie, besser bekannt als Lungenhochdruck, bezeichnet den krankhaft erhöhten Blutdruck im Lungenkreislauf. Dieser führt zu Atemnot und verminderter körperlicher Leistungsfähigkeit. Forschungsansätze in der Therapie zielen darauf ab, Luftnot und Belastungseinschränkung der Betroffenen möglichst rasch zu lindern.

Bereits seit Mai dieses Jahres zugelassen ist der Wirkstoff Selexipag (Handelsname Uptravi). Er wird bei der Langzeit-Behandlung von Erwachsenen mit mittelschweren bis schweren Beschwerden eingesetzt und kann in einer Kombinationstherapie mit anderen blutdrucksenkenden Medikamenten kombiniert oder als Monotherapie verabreicht werden. Nun wurde er vom IQWiG im Rahmen einer „frühen Nutzenbewertung“ untersucht. Die Experten kommen zu dem Schluss, dass die vom Hersteller bereitgestellten Daten nicht ausreichend für einen Zusatznutzen waren. Vor allem die Definition der Vergleichstherapie und die Einteilung der Studienpopulationen (Gruppen) seien nicht sachgerecht.

Milchsäurebakterien gegen Lungenhochdruck?

Von einer möglichen neuen Therapieoption berichteten US-Forscher auf einer Konferenz der ‚American Heart Association‘. Sie wollen bei Patienten mit Lungenhochdruck das Hormon Angiotensin-(1-7) zum Einsatz bringen, was sich positiv auf den Blutdruck im Lungenkreislauf auswirken soll. Da es aber relativ instabil ist und im Magen leicht zersetzt wird, war ein oraler Einsatz in Form von Tabletten bisher nicht möglich.

Um dieses Problem zu umgehen, brachten sie Milchsäurebakterien (sogenannte Laktobazillen) im Labor dazu, große Mengen an Angiotensin-(1-7) zu produzieren. Diese verfütterten sie dann an Ratten, die unter Lungenhochdruck litten. Laut den Wissenschaftlern reduzierte sich so neben weiteren positiven Effekten der Blutdruck um über 40%. Es sei mit Sicherheit noch ein weiter Weg zur Anwendung beim Menschen, so die Wissenschaftler. Wenn sich die Ergebnisse allerdings in klinischen Studien bestätigen sollten, wäre die Verwendung von probiotischen Bakterien aber womöglich eine vielversprechende Therapieoption.

 

Quellen:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: Selexipag bei pulmonaler arterieller Hypertonie: Zusatznutzen nicht belegt. Pressemitteilung vom 15. September 2016

American Heart Association: Genetically-modified probiotic may one day treat pulmonary hypertension. Pressemitteilung vom 15. September 2016