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Wie wirksam ist die Volumenreduktion?

Die Behandlung eines fortgeschrittenen Lungenemphysems durch sogenannte Coils zur Volumenreduktion verbessert im Durchschnitt die körperliche Leistungsfähigkeit und damit die Lebensqualität. Diesem therapeutischen Effekt stehen momentan aber sehr hohe Kosten gegenüber, so eine französische Studie.

Das Lungenemphysem wird bis auf seltene Ausnahmen der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) zugerechnet und betrifft vor allem Raucherinnen und Raucher. Im Krankheitsverlauf erweitern sich die Lungenbläschen am äußersten Ende der Bronchiolen oder werden zerstört.

Um die Überblähung der Lunge zu mindern, wurde das noch relativ junge Verfahren der endoskopischen Lungenvolumenreduktion eingeführt. Dazu werden kleine Spiralen, sogenannte coils, in die Lunge eingebracht, die das Lungengewebe zusammenziehen. Dadurch soll sich die Atmung und die Lungenfunktion verbessern. Noch gilt die Maßnahme aber als Ultima Ratio.

Um den Nutzen des Verfahrens besser bewerten zu können untersuchte ein französisches Wissenschaftlerteam 100 Patienten mit fortgeschrittenem Lungenemphysem (Altersdurchschnitt 62 Jahre). 50 Probanden wurden konservativ behandelt, erhielten also Reha-Maßnahmen sowie Sauerstoffbehandlung und bronchienerweiternde Medikamente, teilweise mit Kortikosteroiden. Die übrigen 50 Patienten erhielten zusätzlich eine Behandlung mit durchschnittlich 20 Coils in zwei gegenüberliegenden Lungenlappen. Der anschließende Beobachtungszeitraum betrug ein Jahr.

Neben anderen Parametern wie Lungenfunktion, Lebensqualität, Mortalitätsprognose und Komplikationen interessierten sich die Forscher vor allem für den Zugewinn körperlicher Leistungsfähigkeit. Den bestimmten sie anhand eines 6-Minuten-Gehtests. Verlängerte sich die erreichte Strecke um mehr als 54 Meter, werteten die Ärzte das als signifikante Verbesserung.

Eine solche Verbesserung registrierten sie bei neun Patienten mit konservativer Behandlung (18%) und bei 18 Patienten mit einer Lungenvolumenreduktion (36%) – ein statistisch signifikanter Unterschied. Der sogenannte FEV1-Wert zur Messung der Lungenfunktion vergrößerte sich laut den Autoren nicht messbar und auch die Lebensqualität verbesserte sich zwar statistisch signifikant aber nur mäßig.

Auffallend waren für das Studienteam die sehr hohen effektiven Kosten: Pro Jahr fielen mit der Coil-Methode circa 50.000 Dollar zusätzlich an. Als Vergleich diente der bisherige Therapiestandard. Künftig wollen die Forscher vor allem die Langzeitwirkung beider Verfahren vergleichen.

 

Quellen:

Deslée, G. et al.: Lung Volume Reduction Coil Treatment vs Usual Care in Patients With Severe Emphysema, The REVOLENS Randomized Clinical Trial. In: JAMA, 2016, DOI: 10.1001/jama.2015.17821

Gross, H.: Lungenemphysem – Nutzen implantierter Coils. In: Pneumologie, 2016, DOI: 10.1055/s-0042-108295