Zum Hauptinhalt springen

Vorhersagetool für Tuberkulose entwickelt

Mit welchem Risiko wird eine latente Tuberkulose zur aktiven Infektion übergehen? Ein internationales Forschungsteam hat ein Online-Tool entwickelt, das diese Vorhersage vereinfachen könnte. Die Ergebnisse der Studie wurden in „Nature Medicine“ veröffentlicht.

Infiziert man sich mit Tuberkulose-Erregern bedeutet das nicht direkt, dass die Krankheit auch ausbricht, denn das Immunsystem kann die Erreger oft bekämpfen und unterdrücken. Man spricht dann von einer latenten Tuberkulose. Nur ein kleiner Teil der Infizierten entwickelt auch eine aktive Tuberkulose-Infektion mit Symptomen (offene Tuberkulose). Es gibt Medikamente, die bei latenter Tuberkulose vorbeugend eingesetzt werden können, um eine aktive Erkrankung zu verhindern. Diese Medikamente haben aber auch einige deutliche Nebenwirkungen. Hinzu kommt, dass das Risiko des Übergangs von latent zu offen nicht bei allen Menschen gleich hoch ist. Daher ist es sinnvoll, die Medikamente nur bei denjenigen latent infizierten Menschen einzusetzen, deren Risiko erhöht ist.

Für die Risikoabschätzung müssen aber viele verschiedene Faktoren herangezogen und genau interpretiert werden. Einen klaren Wert, der die Wahrscheinlichkeit wiedergibt, an offener Tuberkulose zu erkranken, konnten Forschende und Medizinerinnen und Mediziner bisher aber nicht verlässlich abgeben. Das neu entwickelte Tool könnte dies nun ändern und die Risikoabschätzung erleichtern.

Auswertung der Daten von über 80.000 Menschen

Für seine Entwicklung nutze das internationale Forschungsteam Daten aus 18 großangelegten Studien aus Niedrigrisikoländern für Tuberkulose wie zum Beispiel Deutschland. Anhand dieser Daten – von insgesamt über 80.000 Personen, die auf latente Tuberkulose getestet wurden – entwickelten sie ein mathematisches Modell zur Risikoeinschätzung, das Ärztinnen und Ärzten nun eine erste Orientierung geben kann, mit welcher Wahrscheinlichkeit eine Person eine offene Tuberkulose entwickelt.

Über das Internet kann man nun verschiedene Parameter wie vorliegende Testergebnisse, Alter, Testumstände und weitere Risikofaktoren eingeben. Das Online-Programm errechnet dann eine Wahrscheinlichkeit, mit der der Patient/die Patientin eine offene Tuberkulose entwickeln wird und in welchem Maße diese Wahrscheinlichkeit durch eine Behandlung mit den vorbeugenden Medikamenten gesenkt werden kann.

Die Forschenden hoffen, dass ihr Online-Tool damit Medizinerinnen und Medizinern helfen kann, abzuschätzen, ob eine latente Infektion mit Medikamenten behandelt werden muss oder nicht. So könne eine Tuberkulose viel zielgerichteter als bisher behandelt werden, und einigen latent infizierten Menschen können auf diese Weise im Zweifel unangenehme Nebenwirkungen erspart werden, so die Studienautoren.

Quellen:

Gupta, Rishi K. et al.: Discovery and validation of a personalized risk predictor for incident tuberculosis in low transmission settings. In: Nature Medicine, 19. Oktober 2020 

Universität des Saarlandes: Saarländische Immunologin entwickelt Vorhersage-Tool für Tuberkulose-Erkrankung mit. Pressemitteilung vom 20.10.2020

PERISKOPE-TB – Personalised Risk Predictor