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Sauerstoffversorgung – Tag ist nicht gleich Nacht

Haben Lungenhochdruck-Patienten ausreichend Sauerstoff im Blut? Um das zu klären, wird die partielle Sauerstoffsättigung bestimmt. Doch die üblichen Messungen am Tage erlauben keine verlässlichen Vorhersagen über einen nächtlichen Sauerstoffmangel, wie Schweizer Forscher jetzt feststellten.

Im Schlaf nimmt der Atemantrieb ab, die nach dem Ausatmen in den Lungen verbleibende Luftmenge ist durch die Liegeposition verringert und das Verhältnis zwischen Lungenbelüftung und -durchblutung verschiebt sich. All diese Veränderungen gegenüber der Atmung am Tage sind durchaus normal und bereiten gesunden Menschen keine Probleme. Bei Patienten mit Lungenerkrankungen wie Lungenhochdruck (pulmonale Hypertonie) führen sie aber oft zu Sauerstoffmangel im arteriellen Blut.

Dies bestätigt jetzt auch eine Studie der Universitätsklinik Zürich. Die Forscher um Florian Hildenbrand baten 63 Patienten mit Lungenhochdruck, über Nacht ein Pulsoximeter zu tragen, das die partielle Sauerstoffsättigung (SpO2) aufzeichnet. Der SpO2 gibt an, welcher Prozentsatz des gesamten roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin) mit Sauerstoff beladen ist. Bei gesunden Erwachsenen sind Werte ab 95 Prozent normal.

49 der 63 Studienteilnehmer verbrachten aber mehr als ein Zehntel der Nachtzeit mit einem SpO2 von unter 90 Prozent. Und bei 33 Patienten lag die Sauerstoffsättigung sogar mehr als die Hälfte der Nachtzeit unter diesem Wert. Solche Hypoxämien gelten bei Lungenhochdruck als kritisch, weil sie das Fortschreiten der Erkrankung offenbar beschleunigen können. Doch die im klinischen Alltag übliche Bestimmung der Sauerstoffsättigung am Tage, weist darauf nur unzureichend hin, wie die Schweizer Wissenschaftler feststellten. Denn bei den parallel vorgenommenen Tagesmessungen wiesen 55 von 63 Teilnehmern – und damit weitaus die Mehrheit – einen SpO2 von über 90 Prozent auf, was bei Lungenhochdruck als normaler Wert gilt. Deshalb schlagen die Forscher vor, nächtliche Pulsoxymetrien zum festen Bestandteil der diagnostischen Routine bei Patienten mit pulmonaler Hypertonie zu machen.


Quelle:
Hildenbrand, F. et al.: Daytime Measurements Underestimate Nocturnal Oxygen Desaturations in Pulmonary Arterial and Chronic Thromboembolic Pulmonary Hypertension. In: Respiration, 2012 Sep 20. [Epub ahead of print]