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Rauchen hinterlässt molekularen Fingerabdruck auf den Genen

Zigarettenrauch schadet nicht nur unmittelbar der Lungenfunktion, sondern kann auch die Gene verändern. Bisher konzentrierten sich Forscher vor allem auf die Abfolge der genetischen Bausteine, etwa das Auftreten von Mutationen. Eine groß angelegte internationale Studie zeigt nun aber, dass sich auch „auf“ den Gene einiges verändert. Diese Muster sind teilweise noch 30 Jahre später nachzuweisen.

Im Rahmen der Studie werteten zahlreiche internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Blutproben von knapp 16.000 Probanden aus – darunter etwa 2.400 aktive und 6.500 ehemalige Raucher sowie knapp 7.000 Menschen, die nie geraucht hatten. Im Fokus der Untersuchungen standen sogenannte epigenetische Unterschiede zwischen den Gruppen – also Veränderungen, die nicht die Abfolge der genetischen Bausteine selbst sondern deren Umgebung betreffen. Denn durch chemische Veränderungen „auf“ beziehungsweise an den Genen kann sich deren Aktivität steigern oder vermindern.

Die aktuelle Studie konnte zeigen, dass das Rauchen eine solche Art von Fingerabdruck auf den Genen hinterlässt, der noch Jahre später nachzuweisen ist. Wie die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler feststellten, war das bei über 1.000 Genen der Fall. Von aktuell circa 20.000 bekannten war also etwa jedes zwanzigste betroffen. Den Autoren zufolge sind darunter zahlreiche Gene, die für die Lungenfunktion von Bedeutung sind, aber auch bei Krebs, Herzkreislauferkrankungen und Entzündungen eine Rolle spielen. Manche davon seien bereits vorher mit dem Rauchen in Verbindung gebracht worden, andere wären in diesem Kontext jedoch neu.

Auch die Frage, wie lange diese epigenetischen Veränderungen nach einem Rauchstopp bestehen bleiben, untersuchten die Forscher. Dabei stellten sie fest: manche Muster waren noch nachweisbar, nachdem die Probanden das Rauchen bereits seit 30 Jahren aufgegeben hatten. Das sei allerdings eher nicht die Regel. Fünf Jahre nach einem Rauchstopp würden sich zahlreiche Muster wieder dem Zustand von Nichtrauchern annähern. Folglich ist die Tabakentwöhnung in diesem Zusammenhang auch für langjährige Raucher noch erstrebenswert.

Die Wissenschaftler hoffen, dass sich aus den Ergebnissen Krankheitsmechanismen ableiten lassen, die künftig zur Entwicklung neuer Therapien führen könnten. Dazu gilt es in einem nächsten Schritt zu prüfen, welche konkreten Auswirkungen der molekulare Fingerabdruck auf die Gesundheit hat.

 

Quelle:

Joehanes, R. et al.: Epigenetic Signatures of Cigarette Smoking. In: Circulation: Cardiovascular Genetics, 2016, doi: 10.1161/CIRCGENETICS.116.001506