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Höheres Asthma-Risiko durch Mangel an ungesättigten Fettsäuren

Kinder, die aufgrund einer genetischen Variante nur eingeschränkt selbst ungesättigte Fettsäuren herstellten können, erkranken häufiger an Asthma bronchiale, wenn dieser Mangel nicht durch die Ernährung ausgeglichen wird. Das ergab jetzt eine britische Langzeitstudie.

In ihrer Untersuchung gingen Forschende der Frage nach, ob die Aufnahme von bestimmten langkettigen mehrfach ungesättigten Fettsäuren (Omega-3-Fettsäuren) aus Fisch das Asthma-Risiko im mittleren Kindesalter beeinflusst. Hierfür nutzten sie Daten aus der „Avon Longitudinal Study of Parents and Children“, einer Langzeitstudie, die britische Kinder seit der Geburt verfolgt.

Mittels eines Ernährungsfragebogens wurden die Eltern danach befragt, wie häufig ihre Kinder im Alter von sieben Jahren Fisch zu essen bekamen. Damit schätzen die Forschenden die Aufnahme der speziellen Omega-3-Fettsäuren ab und analysierten anschließend, wie viele der Kinder im Alter von 11 oder 14 Jahren an Asthma bronchiale erkrankten. Insgesamt zeigte sich kein Zusammenhang zwischen der Fettsäure-Aufnahme und dem Asthma-Risiko. 

Anderer Ergebnisse erhielten die Forschenden jedoch, wenn sie nur die Untergruppe der Kinder betrachteten, die eine spezielle Genvariante (rs1535) im sogenannten FADS-Gen trugen. Das FADS-Gen wird benötigt um ein Enzym herzustellen, durch das der menschliche Körper die ungesättigten Fettsäuren selbst herstellen kann, zum Beispiel aus pflanzlichen Quellen, die mit der Nahrung aufgenommen werden. Bei Menschen mit der rs1535-Genvariante, ist das Enzym weniger stark aktiv, sodass sie die ungesättigten Fettsäuren mit der Nahrung aufnehmen müssen um den Mangel auszugleichen.

Fast die Hälfte der untersuchten Kinder (2.025 von 4.542) trug diese Genvariante. Und die Analyse ergab: Bekamen diese Kinder im Alter von sieben Jahren seltener Fisch zu essen, trugen sie ein höheres Risiko später an Asthma zu erkranken. Kinder mit der höchsten Aufnahme der ungesättigten Fettsäuren erkrankte statistisch gesehen sogar nur halb so oft an Asthma, wie Kinder die durch die Nahrung am wenigsten ungesättigte Fettsäuren aus Fischgerichten aufnahmen.

Könnten Fischölkapseln das Asthma-Risiko verringern?

Nach Ansicht der Autorinnen und Autoren weist ihre Studie auf eine mögliche wichtige Ursache von Asthma bei Kindern hin. Die Ergebnisse konnten sie in einer weiteren Beobachtungsstudie aus Schweden reproduzieren. Dennoch weisen die Forschenden darauf hin, dass sie durch Beobachtungen allein, nicht mit Sicherheit sagen können, dass eine höhere Aufnahme von langkettigen Omega-3-Fettsäuren in der Kindheit die spätere Entwicklung von Asthma verhindern kann. Weitere Studien müssten also folgen, in denen zum Beispiel untersucht wird, wie sich Fischölkapseln im Vergleich zu einem wirkungslosen Placebo, auf das Asthma-Risiko bei Kindern mit der recht häufigen rs1535-Genvariante auswirkt.

Als nächsten Schritt möchten die Forschenden nun auch untersuchen, ob bei Kindern, die bereits an Asthma erkrankt sind, eine höhere Aufnahme von langkettigen ungesättigten Fettsäuren das Risiko für akute Verschlechterungen (Exazerbationen) verringern kann.

Quellen:

  • Talaei, M. et al.: Intake of n-3 polyunsaturated fatty acids in childhood, FADS genotype, and incident asthma. In: European Respiratory Journal. Online publiziert am 28.01.2021 
  • Queen Mary Universität London: Consuming omega-3 fatty acids could prevent asthma. Pressemeldung vom 28.01.2021