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Antikörper bewährt sich in zwei großen Studien

Im September veröffentlichte das Wissenschaftsmagazin ‚The Lancet‘ zwei Studien, die die Wirkung von Benralizumab untersucht hatten. Der Antikörper wurde als zusätzliche Therapie gegen schweres Asthma eingesetzt und konnte sowohl die Zahl der Exazerbationen verringern als auch die Lungenfunktion verbessern.

Die Ergebnisse resultieren aus zwei parallel durchgeführten Phase-3-Studien mit über 2.500 Patienten mit schwerem Asthma. Unter den Namen SIROCCO und CALIMA schlossen sie 1.205 bzw. 1.306 Patienten aus zahlreichen Ländern ein - unter anderem aus Deutschland. Solche sogenannten multizentrischen Studien sollen verhindern, dass Effekte gemessen werden, die durch etwaige Besonderheiten an nur einem Standort zustande kommen. Zudem versprechen sie eine schnelle Rekrutierung, um auf die nötigen Fallzahlen zu kommen, die für statistisch signifikante Aussagen nötig sind.

Die Probanden wurden alle mit inhalativen Kortikosteroiden und langwirksamen Beta-2-Agonisten (LABA) behandelt. In Bezug auf den Antikörper, der unter die Haut gespritzt wurde, unterschieden die Autoren drei Gruppen: die erste erhielt den Antikörper alle vier, die zweite alle acht Wochen. Die dritte bekam alle vier Wochen lediglich ein Scheinmedikament (Placebo). Die Studiendauer betrug 48 beziehungsweise 56 Wochen.

Besonderes Augenmerk legten die Wissenschaftler auf Patienten, die an Asthma mit eosinophiler Entzündung litten. Dabei ist die Zahl der als Eosinophile bezeichneten Immunzellen im Blut erhöht (Grenzwert der Studien 300 Zellen/µl oder mehr). Da sich Benralizumab gegen Strukturen auf der Oberfläche der Eosinophilen (IL-5-Rezeptor) richtet und zu deren Rückgang führt, war diese Gruppe von 1.523 Patienten für die Autoren besonders interessant. Bei Ihnen reduzierte sich durch die Gabe des Antikörpers die Zahl der Exazerbationen um fast die Hälfte. Je öfter vorher Exazerbationen aufgetreten waren, desto stärker war der positive Effekt.

Darüber hinaus steigerte sich die Lungenfunktion der Probanden durch die Therapie sowohl messbar (FEV1-Wert) als auch in der Wahrnehmung (Fragebogen). Das tatsächlich gemessene zusätzliche Lungenvolumen betrug etwa 100 Milliliter. Eine kleine Verbesserung, die laut den Experten aber für die Patienten wahrnehmbar sei. Die Forscher berichten zudem, die Zahl der Eosinophilen im Blut sei durch die Antikörper-Behandlung bereits bei der ersten Untersuchung nach jeweils vier Wochen unter die Nachweisgrenze gesunken. Offen bleibt die Frage, warum die Ergebnisse bei einer Behandlung alle acht Wochen besser ausfielen als bei einem Rhythmus von vier Wochen.

Die Autoren planen nun, die beiden Studien weiterzuführen, um die Sicherheit der Behandlung weiter zu verfolgen. Nach Mepolizumab und Reslizumab ist Benralizumab bereits der dritte Antikörper, der sich in klinischen Studien als wirkungsvoll gegen schweres eosinophiles Asthma erwiesen hat.

 

Quellen:

Fitzgerald, JM et al.: Benralizumab, an anti-interleukin-5 receptor α monoclonal antibody, as add-on treatment for patients with severe, uncontrolled, eosinophilic asthma (CALIMA): a randomised, double-blind, placebo-controlled phase 3 trial. In: The Lancet, 2016, doi: 10.1016/S0140-6736(16)31322-8

Bleeker, ER et al.: Efficacy and safety of benralizumab for patients with severe asthma uncontrolled with high-dosage inhaled corticosteroids and long-acting β2-agonists (SIROCCO): a randomised, multicentre, placebo-controlled phase 3 trial. In: The Lancet, 2016, doi: 10.1016/S0140-6736(16)31324-1

Castro, M. et al.: Treatment for severe eosinophilic asthma—consistent effect of anti-interleukin-5 antibodies? In: The Lancet, 2016, doi: 10.1016/S0140-6736(16)31537-9

Dr. Jürgen Sartorius: Antikörper-Therapie bei schwerem Asthma: Benralizumab reduziert Exazerbationen und bessert die Lungenfunktion. In: Medsacpe Deutschland, 2016