Zum Hauptinhalt springen

Neue Empfehlungen für nicht-tuberkulöse Mykobakterien

Ein internationales Expertengremium aus Fachgesellschaften für Infektionskrankheiten und Lungenheilkunde hat neue Empfehlungen für die Behandlung von Menschen mit nicht-tuberkulösen Mykobakterien (NTM) herausgegeben. In den letzten Jahren hat die Zahl von Lungenerkrankungen durch NTMs in Deutschland und anderen europäischen Ländern deutlich zugenommen, der Bedarf für aktuelle Handlungsempfehlungen ist daher groß.

Nicht-tuberkulöse Mykobakterien, kurz NTM, sind Verwandte der Tuberkulosebakterien. Bis heute sind annähernd 200 verschiedene Arten und Unterarten bekannt. Einige von ihnen können – müssen aber nicht – Infektionskrankheiten beim Menschen hervorrufen, unter anderem auch Lungeninfektionen. Bestimmte Personengruppen, beispielsweise Menschen mit Bronchiektasen, sind besonders von Infektionen durch NTM betroffen. Nicht selten können NTM-Infektionen auch chronisch verlaufen.

Internationale Empfehlungen zur Behandlung von Lungenerkrankungen durch NTM, die eher auf Expertenmeinungen als auf wissenschaftlicher Evidenz basierten, wurden zuletzt im Jahr 2007 publiziert, betonen die Autoren der neuen Leitlinie. In manchen Ländern gäbe es inzwischen mehr Erkrankungen durch NTM als durch Tuberkulosebakterien. Wann, wie und wie lange man die Patientinnen und Patienten behandelt, ist dabei nicht immer ganz klar. Es war daher höchste Zeit für neue aktuelle Empfehlungen, so ihre Einschätzung.

31 evidenzbasierte Empfehlungen

Die neuen evidenzbasierten Empfehlungen konzentrieren sich auf Lungenerkrankungen bei Erwachsenen (ohne Mukoviszidose oder Infektion mit dem Humanen Immundefizienz-Virus (HIV)), die durch die häufigsten NTM-Erreger verursacht werden. Darunter Mycobacterium avium complex, Mycobacterium kansasii, Mycobacterium xenopi und Mycobacterium abscessus.

Die neue Leitlinie basiert auf umfangreichen systematischen Literaturrecherchen. Die Empfehlungen darin wurden nach der aktuellen wissenschaftlichen Evidenzlage benotet. Insgesamt beinhaltet die Leitlinie einunddreißig Empfehlungen zur Behandlung von Lungenerkrankungen ausgelöst durch nicht-tuberkulöse Mykobakterien. Sie richten sich an medizinisches Fachpersonal, welches Menschen mit NTM-Lungenkrankheiten betreut, einschließlich Expertinnen und Experten für Infektionskrankheiten und Lungenkrankheiten.

Was sind Bronchiektasen?

Bronchiektasen sind unumkehrbare Ausweitungen der Bronchien. Sie können angeboren sein oder in Folge von Infektionen oder chronischen Lungenerkrankungen wie Mukoviszidose oder primärer ciliärer Dyskinesie (PCD) entstehen. 

Für Bronchiektasen existieren bislang keine zugelassenen Präparate, was die Therapie deutlich erschwert. Zudem ist das Krankheitsbild noch immer zu wenig untersucht. Ein wichtiger Schritt hin zur Verbesserung der Versorgung von Menschen mit Bronchiektasen stellt die Erfassung im Deutschen Bronchiektasen-Register PROGNOSIS dar (www.bronchiektasen-register.de). Ziel ist es, mehr Informationen über diese Erkrankung zu sammeln und damit die Diagnostik und Behandlung zu verbessern.

Lesen Sie mehr zu Bronchiektasen hier.

Quellen:

Daley, C. L. et al.: Treatment of Nontuberculous Mycobacterial Pulmonary Disease: An Official ATS/ERS/ESCMID/IDSA Clinical Practice Guideline. In: European Respiratory Journal, online publiziert am 7. Juli 2020

Deutsches Zentrum für Infektionsforschung: Internationale Empfehlungen für nicht-tuberkulöse Mykobakterien. Meldung vom 08.07.2020