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Bessere Tuberkulose-Behandlung durch Gentest

Resistenzen gegen die Erstlinienmedikamente in der Tuberkulose-Behandlung können durch Analysen des Erreger-Erbguts sehr genau vorhergesagt werden. Das zeigt eine große Untersuchung von über 10.000 Tuberkulose-Erregerstämmen. Die Methode hat das Potenzial, die klassische aber zeitintensive Resistenztestung komplett zu ersetzen, so die Autoren. Ihre Studie wurde im ‚New England Journal of Medicine‘ veröffentlicht.

Weltweit ist Tuberkulose, kurz TB noch immer die tödlichste Infektionskrankheit. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO war der Erreger, das Bakterium M. tuberculosis, 2016 für den Tod von insgesamt 1,6 Millionen Menschen verantwortlich. Ein steigendes Problem in der Tuberkulose-Behandlung sind die immer häufiger auftretenden multiresistenten (MDR-TB) Stämme, die mit den Standardmedikamenten nicht mehr erfolgreich behandelt werden können.

Für eine erfolgreiche Therapie ist es entscheidend, die Resistenzen des Erregers rechtzeitig zu erkennen. Bisher werden die Tuberkulose-Bakterien dafür in einem Antibiotika-haltigen Kulturmedium getestet. Diese klassische Resistenztestung dauert allerdings mehrere Wochen und ist damit sehr zeitintensiv. Hinzu kommt, dass die Tests in vielen Ländern mit hohen TB-Raten nicht eingesetzt werden, sodass viele Patienten die falsche Kombination von Medikamenten erhalten. Schnellere und einfach durchführbare Test-Methoden werden daher dringend benötigt.

„Meilenstein und Paradigmenwechsel im Kampf gegen die Tuberkulose“

In einer großen Studie wurden nun mehr als 10.000 bakterielle Genome (Erbgut) aus 16 Ländern untersucht. Darunter auch TB-Stämme aus Deutschland, Afrika und Zentralasien. Es zeigte sich, dass man aus Veränderungen im Erbgut der Tuberkulose-Erreger die Resistenzen gegen die Standardmedikamente mit einer sehr hohen Genauigkeit vorhersagen kann. So wurden beispielsweise Resistenzen gegenüber den Erstlinienmedikamenten Isoniazid, Rifampin, Ethambutol und Pyrazinamid jeweils mit über 90 prozentiger Genauigkeit erkannt.

Die Daten der Studie ermöglichen die Entwicklung von neuen Konzepten für die TB-Diagnostik, so die Forschenden. Denn durch die Bestimmung des Erbguts können nun ganz genau und individuell ermittelt werden, welche Medikamente eingesetzt werden müssen. Die klassische Resistenztestung könnte durch die neue Methode bald ganz ersetzt werden. In einigen Ländern, wie England oder den Niederlanden ist dies sogar schon der Fall.

Im nächsten Schritt wollen die Forschenden nun untersuchen, ob auch Resistenzen gegen die Zweitlinienmedikamente durch Analysen des Erbguts der Tuberkulose-Erreger vorhergesagt werden können.

Quellen:

DZIF - Deutsches Zentrum für Infektionsforschung:Paradigmenwechsel in der Tuberkulosebehandlung: Genomsequenzierung ersetzt klassische Resistenztests.Pressemeldung vom 28.9.2018 

The CRyPTIC Consortium, 100,000 Genomes Project.: Prediction of Susceptibility to First-Line Tuberculosis Drugs by DNA Sequencing. In: New England Journal of Medicine, 26. September 2018